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… Basale Stimulation®

Was ist Basale Stimulation® nach Prof. Dr. Andreas D. Fröhlich?

Es ist ein Konzept

Für komplexe zwischenmenschliche Situationen gibt es keine rezepthaften und standardisierten Antworten, wie sie zu gestalten sind. Im Gegensatz zu einer Methode, die auf Fragestellungen möglichst einfache Antworten geben will, versucht das Konzept auf Basis von ethischen und kommunikativen Annahmen Verhaltensstrategien und -möglichkeiten aufzuzeigen. Dabei sind Reflexionsfähigkeit des Anwenders und die Aneignung vieler verschiedener Erfahrungen über unterschiedlich angelegte Lernfelder im Zentrum der eigenen Persönlichkeitsentwicklung.

Es ist ein pädagogisches Konzept

Das Konzept entstand in der Auseinandersetzung mit dem allgemeinen Recht auf Bildung bei schwer mehrfach behinderten Menschen. Das Leben ist ein Entwicklungsprozess. Ein Entwicklungsstand ist nur eine Momentaufnahme. Der Mensch lernt in jeder Begegnung mit einem anderen Menschen, in Bezugnahme auf sich selbst und in der Auseinandersetzung mit seiner Umgebung. Der pädagogische Gedanke entwickelt sich im Anspruch, das Umfeld so zu gestalten, wie es mein Gegenüber für seine Entwicklung braucht. Oder wie es Martin Buber beschrieben hat: Der Mensch wird vom DU zum ICH. Pädagogisch daraus abgeleitet die Frage: Wie werde ich zu einem guten DU für den Anderen?

Menschliche Entwicklung ist kein Wellness-Programm. Also „gut“ nicht verstanden als „alles ist prima“. Eher verstanden als eine gemeinsame Suche nach Möglichkeiten, Anknüpfen an Fähigkeiten und Fördern von Fertigkeiten mit meinem Gegenüber.

Es ist interprofessionell

Der beschriebene pädagogische Anspruch ist immer dann bedeutsam, wenn es um menschliche Entwicklung geht. Egal, ob es um einen Heilungsprozess, um Gesundheitsentwicklung, um das aktive Gestalten des Alterns, die frühkindliche Entwicklung, um einen therapeutischen Verlauf oder um die Gestaltung einer pflegerischen Begegnung geht. Hier wird deutlich, dass das Konzept mit grundsätzlichen Haltungs- und Handlungsansätzen arbeitet und damit nicht an eine Profession gebunden ist. Wertschätzung, Achtsamkeit und Respekt bezogen auf sich selbst und auf sein Gegenüber sowie dem Leben und dem Menschwerdungsprozess, durchziehen alle Lebenssituationen menschlicher Begegnung.

Es ist ein körperorientiertes Konzept

Jede menschliche Begegnung und Beziehung ist grundsätzlich eine Herausforderung und schwer voraussehbar. Im Besonderen gilt dies, wenn eine Person geistig, körperlich, psychisch oder/und im Umgang mit seinen Gefühlen eingeschränkt bzw. beeinträchtigt ist. Doch ein körperlicher Zugang bleibt bestehen, solang der Mensch lebt. Auch wenn die Sprache bedeutungslos wird, kaum geistige Zusammenhänge erfasst werden können oder Gefühle gezielt Ausdruck verliehen werden können, finden sich Zugänge zum Anderen über körperliche Sinne. Vorhandene Sinne können als Zugangspforten zur Kontaktaufnahme und Beziehungsgestaltung genutzt werden. Da es ein zentrales Anliegen des Konzeptes ist, stark benachteiligten Menschen Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, ist eine körperliche Ausrichtung naheliegend. Sie bietet die Chance, unabhängig der Defizite und Einschränkungen eines Menschen, Lern- und Entwicklungsangebote zu machen.

Zentrale Aussagen des Konzeptes

Menschliche Entwicklung ist komplex, das heißt, sie ist vielen Einflüssen ausgesetzt.
Anhand der persönlichen Möglichkeiten bezüglich der Wahrnehmung, Bewegung, Kognition und Kommunikation sowie der eigenen Erfahrungen mit den Gefühlen, im sozialen Umfeld und mit Lernfeldern zur Bewegungsgestaltung wird menschliche Entwicklung geprägt und gestaltet.

Begründer des Konzeptes

Professor Dr. Andreas D. Fröhlich (www.basale-stimulation.de) begründete das pädagogische Konzept Mitte der 70er Jahre. Mitte der 80er Jahre übertrug Professor Christel Bienstein mit ihm das Konzept auf die Pflege. Von dort breitete sich Basale Stimulation in viele Bereiche des Gesundheitswesens und deren Professionen aus. Und dies weit über die Grenzen Deutschlands hinweg.

Bildungsangebote

Neben Thementage, die das Konzept in Bezug zu vielen Phänomenen in den Bereichen der Gesundheit und Behinderung stellen (z.B. Spastik, Wachkoma, Letzte Lebensphase, Schmerz) werden Basiskurse (insgesamt 24 Unterrichtseinheiten) und Aufbau-/Vertiefungskurse (24 Unterrichtseinheiten) angeboten. Darauf aufbauend kann die Weiterbildung „Praxisbegleiterin Basale Stimulation“ absolviert werden, die eine Verankerung des Konzeptes in der eigenen Einrichtung unter Einbeziehung der Angehörigen/des Umfeldes und die Weitergabe der Inhalte im Fokus haben. Darüberhinaus werden vom Internationalen Förderverein jährlich ein Kongress national und international im Wechsel angeboten.

Literaturempfehlung

Basale Stimulation in der Pflege. Die Grundlagen. 8. Auflage. Hogrefe, Bern 2016

Basale Stimulation. Das Handbuch. Hogrefe, Bern 2019